ZUM GEDENKEN

    AN DR. LUDWIG BAUM

 

Natürlich wurde Dr. Baum nach seinen Vorträgen von den Studenten mitunter gefragt, ob er seine Ausführungen nicht in einem Buch niederschreiben wolle. Dazu gab er stets die lapidare Antwort, er sei ein Mann des gesprochenen Wortes. Es ist deshalb erstaunlich und bewundernswert zugleich, dass sich die Vorträge von Dr. Baum ohne erkennbares Manuskript, bestenfalls mit Hilfe eines kleinen Spickzettels gehalten, mit nur relativ geringen Änderungen in Text umsetzen ließen. Obwohl die aus umfassender Bildung und erstaunlichem Detailwissen geschöpften Vorträge nicht als Manuskript vorlagen und Dr. Baum sie auch nicht für eine Veröffentlichung plante, waren sie doch nahezu druckreif gesprochen.


Prof. Adolf Finger

(Herausgeber „Die Vorträge des Dr. Ludwig Baum”)



Die überragende geistige Weite und Toleranz, die Dr. Baum als Studentenpfarrer ausstrahlte, übte auf die durch NS-Zeit auch geistig ausgedörrte und nach der Katastrophe des Zusammenbruchs nach einem neuen geistigen Fundament suchende Kriegsgeneration eine enorme Faszination aus. Seine originellen, brillant vorgetragenen Ausführungen, insbesondere zu geschichtlichen Überblicken über die kirchlichen, sozialen, politischen, kulturellen und philosophischen Entwicklungen, fesselten die Teilnehmer.


Dr. Johannes Reichel

(aus dem Buch „Lust am Leben“ über die Geschichte der Dresdner KSG)



Und so liest sich das breite Spektrum der Vorträge Baums wie ein Vorlesungs­verzeichnis für Religionsphilosophie. Es sind dieselben Ansätze religionsphilosophischen Denkens, wie sie auch heute gelehrt werden: der Gottesstaat von Augustinus, das Denken des Nikolaus Cusanus, das Verhältnis von Vernunft und Religion, die Frage nach den Wahrheitsansprüchen der Religionen.


Die Art und Weise seiner Reden (Dr. Baum) erinnert dabei nicht von ungefähr an den großen Lehrer Platons, der bis heute als die Verkörperung des Philosophen schlechthin gilt: den Athener Sokrates. Nicht ein sophos, ein Weiser, wollte er sein, sondern ein philosophos, ein die Weisheit Liebender und Suchender und gleichzeitig ein Erzieher der Menschen, der nicht durch rhetorische Kunstgriffe, sondern durch Gespräche auf dem Marktplatz zu tieferen Einsichten und damit zu einem gelungenen Leben führen wollte. Eine Trennung von vernünftigem Handeln, Moral und glücklichem Leben? Für Baum wie Sokrates undenkbar. Der Vollzug eines gelungenen Lebensentwurfes konnte für beide nur in einer Einheit gelingen.


Baum wie Sokrates waren damit eine Gefahr für tyrannische Herrscher, gleich, ob sie einem antiken Griechenland oder modernen Ideologien entsprangen.


Dass Baum bei all seinen Vorträgen, die niemals nur bilden, sondern immer auch erziehen sollten, zu keiner Zeit moralisierend wirkt, liegt an der Natur seines Denkens und Mitteilens, dem Humor und der feinen Ironie, wie sie nur aus  der Kombination eines großen Geistes mit gelebter Menschlichkeit und Lebenserfahrung zu wachsen vermögen.


Es ist die Mahnung, dass eine Vernunft, die sich als autark begreift und so nicht nur ihr Wesen verfehlt, sondern auch ihre eigenen Wurzeln vergisst, die großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts mit auslöste. „Große Schritte, aber abseits vom Wege“, sagte Augustinus. Baum, der zwei Weltkriege und zwei totalitäre Systeme erlebt hatte, wusste, wovon er sprach.


„Nur wer selbst brennt, kann Feuer in anderen entfachen“, sagte der von Dr. Baum so oft zitierte Augustinus. Wenigen Menschen ist es gelungen, dieses Zitat so zu leben wie Dr. Ludwig Baum.


Prof. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz

(Herausgeberin „Die Vorträge des Dr. Ludwig Baum”)



Pfarrer Ludwig Baum war in der Priesterkonferenz nicht unumstritten. Den einen war er zu liberal, den anderen zu konservativ. In mancher Hinsicht nahm er das Zweite Vatikanische Konzil voraus. Er war für Religionsfreiheit, Toleranz, für Ökumene. Er hielt einen ökumenischen Gottesdienst in der Dresdner Hofkirche bei dem der evangelische Kreuzchor, der Chor der Russisch-Orthodoxen Gemeinde und die katholischen Kapellknaben sangen.


Dr. Baum predigte, dass wir uns heute keinen Konfessionalismus leisten können. Es gäbe brennendere Aufgaben. Andererseits war Dr. Baum auch konservativ, wenn auch liberal. Weil er aus dem vorigen Jahrhundert stammte, liebte er lateinische Orchestermessen für die Hofkirche.


Dr. Michael Ulrich

(über seinen Vorgänger Dr. Baum)

Dr. Ludwig Baum, der ehemalige Studentenpfarrer der Katholischen Studentengemeinde (KSG) in Dresden, war eine „Institution”. Seine Vorträge in der Studentengemeinde waren legendär. Woche für Woche referierte er ohne Manuskript zu religiösen, historischen und philosophischen Themen und fesselte dabei seine Zuhörer.

Noch heute, über 35 Jahre nach seinem Tod, treffen sich einmal im Jahr bis zu 200 ehemalige Studenten, die so genannten Baum-Schüler, zu einem thematischen Wochenprogramm im Geiste Dr. Baums.

Stimmen über Dr. Ludwig Baum